«Staatskunde hautnäher geht nicht»

 

Die Primarschüler in Brütten freuen sich auf die morgige Wahlfeier von Jürg Stahl. Auch Schulleiterin Suzanne Thörig ist erfreut, auch wenn sich ein Punkt als heikel herausgestellt habe.

Interview Melanie Kollbrunner

Bild Marc Dahinden

 

Frau Thörig, bald kommt hoher Besuch. Wie ist die Stimmung im Schulhaus?

Suzanne Thörig: Manche Schüler sind schon ganz aufgeregt. Wir freuen uns alle und sind gespannt.

 

Sind alle 163 Kinder involviert?

Ja, alle. Wir haben fleissig gezeichnet und geprobt, wir werden singen. Wir haben sogar eine neue Brücke, auf der sich Kinder begegnen und versöhnen können. Das Brüggli war in dieser Form nur dank der Wahlfeier möglich. Alles darf hier aber nicht verraten werden.

 

Kein Problem, die Kinder am schulfreien Nachmittag für eine Veranstaltung zu begeistern?

Absolut nicht. Es hat sich niemand beklagt. Die Kinder erleben ja nicht alle Tage so hohe Gäste. Der Elan überrascht mich positiv. Ich habe den Nachmittag sicherheitshalber aber zum obligatorischen Unterricht erklärt.

 

Das kann man machen?

Ja, unter der Voraussetzung, dass es sich um eine neutrale Veranstaltung handelt.

 

Politisch neutral?

Auch. Eine einseitige Beeinflussung durch Politik, Religion und auch Wirtschaft darf in der öffentlichen Volksschule nicht stattfinden. Das ist gesetzlich verankert.

 

Hatten Sie denn Befürchtungen in diese Richtung?

Der Umgang mit Sponsoring musste diskutiert werden.

 

Firmen wollten sich einbringen?

Ja und nein. Ehrenamt und Sponsoring sind oft nahe beieinander. Wenn es darum geht, einzelne Budgetpunkte zu ermöglichen und Private sich anbieten, dann bewegt man sich rasch in Graubereichen. Die Kinder dürfen in keiner Art instrumentalisiert werden. Davor müssen wir sie schützen. Nur so können Schüler mündige junge Erwachsene werden.

 

Haben Sie denn konkret eine Gefahr bezüglich Finanzierung der Wahlfeier gesehen?

Nun ist alles geregelt. Wir hätten uns diese Chance ja keinesfalls entgehen lassen wollen und freuen uns wie gesagt sehr.

 

Was ist für Sie mit Blick auf die Kinder das Schönste an diesem Anlass?

Es sind genau diese Dinge, die man aus der Schulzeit nicht vergisst. Sie prägen sich ein. Und es ist eine grossartige Gelegenheit: Staatskunde hautnäher geht nicht. Wann sonst haben die Kinder die Gelegenheit, Bundespolitik auf dem eigenen Pausenplatz zu erleben?

 

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