Olympisches Feuer

Schweiz als Musterschüler

 

Dachverband Swiss Olympic fiebert den Olympischen Jugendspielen in Lausanne entgegen

 

Datum: 29. Oktober 2019

Artikel: Rainer Sommerhalder

Foto: Salvatore Di Nolfi/Keystone

 

Ein Thema dominiert den traditionellen Austausch von Swiss Olympic mit den Medien im Spätherbst. Am 9. Januar 2020 beginnen in Lausanne die Olympischen Winterspiele der Jugend. Auch für den Dachverband des Schweizer Sports ist der zweiwöchige Multisportanlass ein herausragendes Ereignis. Dem «richtigen» Olympia verweigerte die Walliser Bevölkerung vor 16 Monaten die Unterstützung. Der kleine Bruder hingegen scheint in der Westschweiz durchaus willkommen. Die alle vier Jahre wiederkehrenden Jugendspiele für Athletinnen und Athleten zwischen 15 und 18 Jahren sind erstmals zu Gast und haben zumindest regional einiges ausgelöst.

 

In den Waadtländer Bergen entstehen neue Nachwuchs-­Leistungszentren für Skisportler (Les Diablerets und Leysin). In Lausanne wird aus dem temporären olympischen Dorf der spektakuläre Studentencampus Vortex. Im französischen Jura (Les Tuffes) sichern Gelder aus dem 40-Millionen-Budget der Spiele ein langjähriges Benutzungsrecht der regionalen Skispringer und Biathleten auf den totalsanierten Anlagen jenseits der Grenze. Und auf dem gefrorenen St.Moritzer See erleben die weltbesten Nachwuchs-Eisschnellläufer ein noch nie dagewesenes Freiluftspektakel.

 

Sportler reisen mit dem Zug zum Wettkampf

 

Der Veranstalter glänzt mit Innovation, Vernunft und Nachhaltigkeit. Die Schweiz wird so zum Musterschüler des Internationalen Olympischen Komitees, um bei der oft zitierten «Agenda 2020» zurück zu mehr Bescheidenheit endlich für ein taugliches Praxisbeispiel zu sorgen. Die 1880 Sportler aus gut 70 Nationen logieren zentral in Lausanne und reisen mit öffentlichen Verkehrsmitteln an die acht Wettkampforte. Auch die Geschlechtergleichheit ist erstmals bei Winterspielen gegeben.

 

Swiss Olympic engagiert sich mit Herzblut, um aus einem Grossereignis, dessen sportlicher Wert schwierig zu verkaufen bleibt, ein Vermächtnis für den Schweizer Sport zu machen. Weil in den 16 Disziplinen aus Kapazitätsgründen bisher nur je zwei Athleten pro Land teilnehmen durften und die jüngeren Jahrgänge dadurch kaum Einsatzchancen erhielten, hat man die Jugendspiele in den Einzeldisziplinen erstmals in der Geschichte in zwei Altersklassen aufgeteilt. Dies hat zwar eine massive Erhöhung der Teilnehmerzahlen, aber gemäss Swiss-Olympic-Geschäftsführer Roger Schnegg keine signifikanten Mehrausgaben zur Folge.

 

Die Schweiz wird in sämtlichen Sportarten antreten. Am 17. Dezember selektioniert Swiss Olympic zwischen 110 und 120 Athletinnen und Athleten. Bereits am Donnerstag beginnt in Zürich ein rund sechswöchiger Fackellauf durch alle 26 Kantone. Immerhin brennt das olympische Feuer erstmals seit mehr als 70 Jahren wieder in der Schweiz – für Swiss-Olympic-­Präsident Jürg Stahl eine emotionale Angelegenheit. Und eine Chance, «eine Visitenkarte für den Schweizer Sport abzuliefern».

 

Lancierung von mehreren nachhaltigen Projekten

 

Geht es nach Swiss Olympic, soll die Bedeutung dieses Gastrechts der fünf Ringe weit über die Veranstaltung hinaus strahlen. Neben neuen Infrastrukturen in der Westschweiz wird das Vermächtnis der Olympischen Jugendspiele neue Ideen für die Karriereplanung von Funktionären, die Aus- und Weiterbildung von Trainern, den Talenttransfer von Athleten und die Sportförderung in der Schule mit sich ziehen. Dies alles gibt es zum Discountpreis, wenn man mit den Kosten für die Winterspiele der Grossen vergleicht.