Berufsbildung stärken

 

Praktiker braucht das Land!

 

Im vergangenen Monat haben viele Jugendliche ihre Berufslehre erfolgreich abgeschlossen; ein wichtiger Schritt am Anfang des Berufslebens. Als Gastredner durfte ich an mehreren Diplomfeiern dabei sein und den jungen stolzen Berufsleuten gratulieren. Die Politik ist gefordert, denn es ist höchste Zeit die Berufslehre zu stärken.

 

Aussagen wie: «ich ha halt nume e Lehr gmacht» oder «si isch halt ide Lehr» höre ich leider immer noch zu oft – hier ist ein gesundes Selbstbewusstsein und ein Bekenntnis zur Berufslehre von grosser Wichtigkeit. Unsere Schweiz braucht Praktiker und Berufsleute, welche neben dem Handwerk und der Ausbildung auch Generalisten sind und dadurch einen wichtigen Beitrag in der Wertschöpfungskette leisten.

 

Ausdauer lohnt sich

 

Wer eine Berufslehre absolviert hat, weiss, dass es Ausdauer braucht. Eine lange Zeit mit Berufsschule und Arbeit parallel liegt oftmals in einer Zeit, wo Jugendliche – zurecht – auch noch andere Gedanken im Kopf haben, als einzig ihre berufl iche Karriere zu verfolgen. Ein erfolgreicher Abschluss ist nicht nur ein Zeugnis, das einem niemand mehr wegnehmen kann, sondern ist auch eine Anerkennung der geleisteten Arbeit. Eine Befähigung zur Ausübung eines Berufs und das Eintrittsticket für weitere Schritte im Berufsleben. Die Ausdauer, welche alle Beteiligten – Auszubildende, Lehrbetriebe und Eltern – während einer Berufslehre brauchen lohnt sich, denn damit können Jugendliche in Gewerbe und Wirtschaft eine sichere und entwicklungsfähige Zukunft aufbauen – auch von ihnen hängt der künftige Wohlstand ab.

 

Berufsweltmeisterschaft als Motivation

 

Kürzlich fanden die WorldSkills – die Berufsweltmeisterschaft – in São Paulo statt; die Schweiz holte insgesamt 13 Medaillen und erzielte damit den 4. Nationenrang und ist weiterhin das beste europäische Land. Als bester Schweizer holte Lars Tönz aus dem Thurgau in der Kategorie IT Software Lösungen für Unternehmen Gold! Eine grossartige Leistung, welche hoffentlich andere Jugendliche motiviert, mit Fleiss, Disziplin, Zuverlässigkeit und Mut im berufl ichen Alltag auch Ausserordentliches zu leisten. Es sind aber nicht nur Medaillen, welche zählen. Vielmehr ist dem dualen Bildungssystem in der Schweiz Sorge zu tragen. Es nützt nichts, wenn immer mehr junge Menschen in Richtung Maturitätsschule und universitärer Laufbahn geleitet und gefördert werden, wenn der Schweiz der praktische Nachwuchs ausgeht. Darum ist die Stärkung der Berufslehre wichtig. Erste wichtige Zeichen sind erkennbar; im Kanton Zürich präsentiert sich die aktuelle Lehrstellensituation als erfreulich. Dieses Jahr konnten 12310 Lehrverträge abgeschlossen werden. Das sind 1,5 Prozent mehr als im Vorjahr. Die über 1000 noch offenen Lehrstellen zeigen jedoch auch, dass es weitere Anstrengungen braucht! Es ist auch die Aufgabe der Lehrkräfte, Eltern und der Gesellschaft, junge Menschen zu motivieren, eine Berufslehre zu machen und die Chancen, welche praxisorientierte und leistungsfähige Berufsleute haben, aufzuzeigen. Die SVP hat in ihrem Parteiprogramm auch im Hinblick auf die neue Legislatur ein starkes Zeichen gesetzt: «Es sollen wieder mehr Jugendliche eine praxisorientierte Berufslehre absolvieren. Hohe Maturitätsquoten sind nur Zeichen der Gleichmacherei und der Nivellierung nach unten. Die Berufsbildung ist nachweislich bester Garant für eine tiefe Jugendarbeitslosigkeit und gewährleistet die notwendige Verbindung zwischen Wirtschaft und Bildung.»

 

Weiterbildung als ständige Begleiterin

 

Auch die höhere berufliche Weiterbildung muss gestärkt werden; sie ist nicht nur aus volkswirtschaftlicher Betrachtung sehr wichtig, sondern stärkt den Wirtschaftsstandort erheblich. Berufliche Weiterbildung ist oftmals mit einem grossen Engagement und Eigenleistungen der Absolventen verbunden, sondern heisst auch Verzicht auf Lohn (während der Schulzeit) und Freizeit; was aber wiederum die Durchhalte- und Leistungsfähigkeit fördert. Aus all diesen Gründen braucht es Lehrbetriebe und Unternehmen, welche nicht ständig durch staatliche Bürokratie behindert werden, sondern weiterhin ihre wichtige Rolle als Ausbilder und Arbeitgeber wahrnehmen können. Die stolzen und erfolgreichen Diplomandinnen und Diplomanden haben mich davon überzeugt – es lohnt sich, dass wir uns für sie einsetzen!

 

Jürg Stahl hat eine vierjährige Lehre als Drogist gemacht, danach die höhere Fachschule für Drogisten in Neuenburg absolviert und an der Uni St. Gallen ein Nachdiplomstudium abgeschlossen. Er unterrichtete als Berufschullehrer im Nebenamt an der Allgemeinen Berufsschule Zürich und als Fachlehrer an der ESD (Ecole supérieure de droguerie Neuchâtel). Jürg Stahl ist Mitglied der nationalrätlichen Bildungskommission und seit November 2014 2. Vizepräsident des Nationalrates.

 

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