Parliamentary Ski Week

 

Nationalratspräsident Jürg Stahl nahm zum 18. Mal an der British-Swiss Parliamentary Ski Week teil.

 

«Briten und Schweizer haben vieles gemeinsam»

 

Vergangene Woche stand bereits zum 61. Mal die British-Swiss Parliamentary Ski Week auf dem Programm. Im Interview mit der DZ erklärt der neue Nationalratspräsident Jürg Stahl unter anderem, wieso es den Event auch weiterhin brauchen wird.

Artikel: Pascal Spalinger

Bild: Marcel Giger/snow-world.ch

 

Jürg Stahl, Sie nehmen seit vielen Jahren an der britisch-schweizerischen Parlamentarier-Skiwoche teil. Was macht für Sie den Reiz des Ganzen aus?

Jürg Stahl: Es handelt sich dabei um einen Anlass mit nun schon 61-jähriger Tradition, und ich habe heuer zum 18. Mal teilgenommen. Der Reiz für mich ist, dass ich mir Zeit nehmen kann, um mich mit britischen und schweizerischen Parlamentariern auszutauschen. Von da her gesehen hat die Woche immer noch ihre Bedeutung. Solange man miteinander diskutieren kann, ist das gut. Ich musste als Nationalratspräsident zwar einen Spagat zwischen der Parlamentarier-Skiwoche und diversen weiteren Terminen machen. Das politisch-freundschaftliche Treffen in wunderbarer Bergwelt wollte ich mir aber auch nicht entgehen lassen. Dieser Teil ist mir aber zu wertvoll, um abzusagen.

 

Sie waren in der Vergangenheit schon einige Male Zweiter hinter dem inzwischen verstorbenen This Jenny. Und dank des samstäglichen Sieges haben Sie nun dreimal hintereinander gewonnen. Sind Sie in dem Fall der neue Seriensieger?

Ich habe nun insgesamt zum vierten Mal gewonnen, aber der diesjährige dritte Sieg hintereinander war besonders emotional für mich, da This Jenny und ich gute Freunde waren. Ob ich nun der neue Seriensieger des Parlamentarierrennens bin, ist mir aber nicht so wichtig. Vielmehr geniesse ich das Drumherum.

 

Welche Beziehungen haben Sie sonst noch zu Davos?

Ich bin in einer sportlichen Familie gross geworden und ging schon von klein auf zum Skifahren ins Bündnerland. Zudem habe ich schon als Kind am Fernseher während des Spengler Cups mitgefiebert, und ich hatte lange eine kleine Wohnung in Davos. Mit der Zeit habe ich im Landwassertal viele Freunde gefunden, allen voran Skischuldirektor Daniel Ammann. Die Leute in den Wintersportorten nehmen grosse Mühen auf sich, um den Gästen möglichst gute Bedingungen zum Skifahren zu bieten. Das muss ästimiert werden.

 

Während der britisch-schweizerischen Parlamentarier-Skiwoche wird ja sicher auch über Politik gesprochen. Ist der Brexit ein Thema?

Es existiert tatsächlich ein runder Tisch, an dem über die verschiedensten politischen Fragen strukturiert diskutiert wird. Der Brexit war bereits vor einem Jahr ein grosses Thema, kam aber auch diesmal wieder zur Diskussion. Mich interessieren in meiner Funktion als Präsident von Swiss Olympic aber auch sportliche Themen. So etwa das System der britischen Sportförderung, das in den letzten Jahren den Briten viele Erfolge beschert hat.

 

Inwiefern können Briten und Schweizer voneinander profitieren?

Briten und Schweizer haben viele Gemeinsamkeiten. So sind etwa beide Länder stolz auf ihre Geschichte. Die Schweiz konnte und kann im Skitourismus von den Briten profitieren. Wir bringen den Briten, die zu Hause nicht so oft zum Skifahren kommen, die richtige Technik bei, und sie kommen im Gegenzug gerne zu uns in die Berge und sorgen mit dafür, dass die Tourismusdestinationen profitieren. Und nicht zuletzt haben Schweizer und Briten in Sachen EU ähnliche Ansichten. Letztendlich sind die Teilnehmenden aber Parlamentarier mit Gemeinsamkeiten in ihrer politischen Tätigkeit. Wir sitzen also im gleichen Boot.

 

Braucht es in der heutigen Zeit die Parlamentarier-Skiwoche überhaupt noch?

Wenn ich sehe, wie viele Kolleginnen und Kollegen seit Jahren ein paar Urlaubstage opfern, alles selber bezahlen und immer wieder gerne nach Davos kommen, muss ich diese Frage entschieden bejahen. Wenn ein Anlass eine über 60-jährige Tradition aufweist, muss er viel Gutes beinhalten. Für mich ist es wichtig, mit Parlamentskollegen einmal in aller Ruhe über Gott und die Welt diskutieren zu können. So leisten wir einen kleinen, aber nicht unwichtigen Beitrag an die internationale Kommunikation. Zudem ist die Parlamentarier-Skiwoche auch wichtig für den Tourismus. Wir können die Entwicklungen und gemachten Fortschritte hautnah miterleben. Ich freue mich, dass trotz des Aufwandes auch diesmal wieder Neue teilgenommen haben, welche die Tradition weiterführen wollen.

 

Werden Sie eventuell Teilnehmende auf die Pisten entführen, wenn Sie das diesjährige WEF besuchen?

Ich werde an der Eröffnung des WEF dabei sein. Wenn sich Synergien ergeben sollten, bin ich offen dafür, Polit- oder Wirtschaftsvertretern etwas Spass zu ermöglichen.

 

Sie sind amtierender Nationalratspräsident. Inwiefern ist es für Sie mühsam, nun keine Voten zu Sachgeschäften abgeben zu können?

Ich hatte das Privileg, schon in jungen Jahren im Parlament Einsitz nehmen zu dürfen. Ich habe also kein Problem damit, mich für ein Jahr zurückzuhalten. Ich wollte Präsident werden, habe mich parteiintern beworben und durchgesetzt. Nun möchte ich in meinem Präsidialjahr mit viel Herzblut einen möglichst guten Job machen.

 

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